Wohnmobil Restaurierung – Vansi wird dicht!

Kaum zu glauben, aber acht Monate sind inzwischen vergangen, seit ich mein Wohnmobil gefunden habe und wir daran arbeiten, es wieder hübsch zu machen. Acht sehr arbeitsreiche Monate liegen hinter mir und aus dem geplanten Camping Sommer wurde eine sehr herausfordernde Zeit. Der Spagat zwischen meiner Selbstständigkeit und jeder freien Minute am Wohnmobil arbeiten zerrte dann doch etwas an meinen Nerven. Doch jetzt acht Monate später, ist endlich ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen und man sieht erste Fortschritte.

Doch jetzt erst mal zurück an den Anfang. In meinem letzten Wohnmobil Blogpost habe ich euch mein Wohnmobil vorgestellt und euch ein paar „Vorher Fotos“ gezeigt. Gekauft habe ich das Wohnmobil nach einem Feuchtigkeitstest trotz eines Wasserschadens. Da ich auch als Frau handwerklich recht begabt bin, gerne Neues lerne und zusätzlich auch noch handwerkliche Unterstützung habe, wagte ich den Schritt. Ich wusste also, worauf ich mich einließ, oder etwa doch nicht? Diese Frage kann ich mit DEFINITIV NICHT beantworten. 😀 Nach zwei Jahren lesen, Videos schauen und mich mit erfahrenen Wohnmobil-Spezialisten austauschen dachte ich, mich kann nichts aus der Ruhe bringen. Doch was ich in den letzten acht Monaten lernen durfte, ist neben Geduld zu haben, dass bei einem alten Wohnmobil eben doch hinter jeder Ecke eine Überraschung wartet und dass diese Überraschung nicht immer eine Gute sein muss. 😀 

Nach dem Kauf konnte ich mein Wohnmobil dank der Hilfe eines Freundes direkt mit nach Hause nehmen und voller Elan ging es dann am nächsten Tag auch gleich los mit den ersten Arbeiten. Da ich das Wohnmobil samt Inhalt gekauft habe, musste erst mal alles raus. Wenige Tage später haben wir einen Unterschlupf in einer großen Halle eines Freundes gefunden, wo wir mit den Abdichtungsarbeiten am Dach beginnen WOLLTEN. Die Betonung liegt hier auf wollten, denn aus dem Wochenende, welches wir in besagter Halle verbringen wollten, wurden 4 Monate. 

Los gehts mit der großen Restaurierung

Als wir die Schienen am Dach des Wohnmobils entfernten, um sie neu abzudichten, entdeckten wir das eigentliche Ausmaß des vermuteten Wasserschadens im Alkoven. Im vorderen Bereich des Fahrzeuges war schlicht nichts mehr von dem eigentlichen Sandwichaufbau übrig. Ein Wohnmobil dieses Baujahres sollte eigentlich aus einem Aufbau aus Holz und Styropor umgeben von einer Hülle aus Alu bestehen. Doch bei meinem Wohnmobil war dies definitiv nicht mehr der Fall. Alles, was hier nach dem Entfernen der Schrauben zum Vorschein kam, war morsches, modriges Holz, welches sich in den letzten Jahren ständigen Wassereintritts komplett zersetzt hatte. Somit wurde Vansi (wie ich mein Wohnmobil liebevoll nenne) über Jahre zu einem fahrenden Aquarium. Doch was mir in diesem Moment erst mal riesige Sorgen bereitete, war natürlich auch der Schimmel, der sich dank der enormen Feuchtigkeit im Aufbau verteilt hatte. Da ich in Zukunft einen großen Teil meiner Zeit in dem Wohnmobil verbringen werde, war sofort klar, alles muss raus. Gesagt getan, wir begannen damit das gesamte Holz und Styropor im Alkoven rauszureißen, so weit, bis wir wieder auf trockenes und vollkommen intaktes Holz stießen. Damit ihr euch ein Bild von dem Ausmaß machen könnt, gibts jetzt erst mal ein paar Bilder. ACHTUNG, es wird hässlich!

Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, war es gar nicht so einfach, das befallene Holz und Styropor, welches komplett mit der Aluaußenhaut verklebt war, wieder raus zu bekommen. Mit Spachteln und Multitool arbeiteten wir uns wochenlang Millimeter für Millimeter vor. Als wir es nach Wochen geschafft hatten, den Wasserschaden zu entfernen, besorgten wir das Material für den Wiederaufbau. Verwendet haben wir hierfür Holzlatten, XPS Platten, UHU Montagekleber, der sich für Holz, Alu und Plastik eignet und im späteren Schritt auch noch Pappelsperrholz. All diese Dinge haben wir in einem Baumarkt besorgt. Begonnen haben wir damit aus den Latten wieder eine grobe Konstruktion zu bauen, zwischen die wir im nächsten Schritt XPS Platten passend eingesetzt haben. Das Ganze haben wir mit dem Montagekleber an der Aluaußenhaut verklebt.

Nach dem Wasserschaden ist vor dem Wasserschaden

Noch während dieser Arbeiten haben wir auch das restliche Fahrzeug noch einmal auf weitere Wasserschäden abgesucht. Und wie soll es auch anders sein, natürlich wurden wir fündig … Nicht nur einmal nein, sogar weiter acht Mal. Insgesamt haben wir also neun Wasserschäden entdeckt, Stellen, an denen von Holz nicht mehr viel übrig war und zum Teil auch schon mal husch pfusch repariert wurde. Von den Wänden bis zum Boden blieb nahezu keine Ecke verschont, an der wir nicht alles rausreißen mussten. Wenige Wochen später glich das Wohnmobil eher einem Schweizer Käse. Wie viele Nervenzusammenbrüche ich in dieser Zeit hatte, erwähne ich hier lieber nicht. Auch die restlichen Stellen haben wir nach dem gleichen Verfahren wieder verschlossen und repariert. Die Stellen am Boden haben wir mit Siebdruckplatten verschlossen und von unten neuen Caravan Unterbodenschutz aufgetragen. 

Aufgrund der Wasserschäden mussten auch diverse Versorgungsklappen ausgebaut, repariert und mit Dekaseal Dichtmittel wieder neu eingebaut werden. Im Zuge dessen haben wir auch noch die alten Dachfenster ausgebaut und gegen Neue ersetzt.

Da wir am Dach die beiden Eckleisten und die Kederschienen am Alkoven komplett entfernen mussten, konnten sie, nachdem ich sie stundenlang von alter Dichtmasse befreit und gereinigt habe, wieder mit neuer Dichtung angebracht werden. Da die alte Gummidichtung am Dach nicht mehr zu gebrauchen war und die Neue bis heute nicht lieferbar ist, haben wir uns hier für ein Dichtband entschieden, welches uns von mehreren Seiten auch von Wohnmobilherstellern empfohlen wurde. Die seitlichen Kederschienen haben wir mit Dekaseal Dichtmasse in den Schraubenlöchern und an den Endkappen abgedichtet. Zusätzlich habe ich kleinere Löcher und Risse an der Außenhaut rund ums Fahrzeug mit Acryl Spachtelmasse verschlossen.

Vansi kriegt ein Dach über dem Kopf

Während dieser ganzen Arbeiten haben wir bei uns zu Hause auch noch ein Carport gebaut, um das Wohnmobil so schnell wie möglich überstellen zu können. Nach dem Anbringen der Dachleisten war Vansi endlich wieder fahrbar und ich konnte ihn in sein Zuhause fahren. Ich bin so unfassbar dankbar die Möglichkeit bekommen zu haben, die wichtigsten Arbeiten bei unseren Freunden in der Halle zu erledigen. Ein positiver Nebeneffekt der langen Zeit in der Halle war auf jeden Fall auch, dass das Wohnmobil in diesen Monaten komplett durchtrocknen konnte. 

Abdichten, Abdichten, Abdichten

Zu Hause angekommen, ging es weiter mit den Abdichtungsarbeiten. Wir hatten uns dazu entschieden, vorsorglich alle Kederschienen zu entfernen, neu abzudichten und wieder anzubringen. Den Kedergummi haben wir an einigen Stellen gegen neuen ersetzt. Außerdem haben wir den alten Karavankleber im Bereich des Alkoven raus geschnitten und durch neuen Karavankleber ersetzt. 

Des Weiteren haben wir uns auch entschieden, alle Fenster auszubauen und mit Dekaseal Dichtmasse wieder einzubauen. Die alten Fenstergummi haben wir hierbei entfernt. Am Ende haben wir festgestellt, dass alle Fenster über 30 Jahre zu 100 % dicht waren und wir uns diese Arbeit eigentlich hätten sparen können… Im Zuge der Fenster Abdichtungsarbeiten haben wir aber auch gleich alle vergilbten Innenrahmen neu lackiert, da später das ganze Fahrzeug im inneren Weiß erstrahlen soll. Außerdem habe ich auch noch den Insektenschutz bei allen Fensterrahmen selbst erneuert und die Verdunkelungsrollos gereinigt.

Dann ging es ran an die Fixverglasung im Alkoven. Da diese zwei Sprünge hatte und somit nicht dicht war, war klar, sie muss raus. Von vielen Seiten wurde mir empfohlen, diese Stelle zu verschließen, da sie bei sehr vielen Wohnmobilen wohl immer eine Schwachstelle ist. Doch da ich das Licht im Alkoven liebe, konnte ich mir dies einfach nicht vorstellen und habe mich auf die Suche nach einer Ersatzscheibe gemacht. Nach wochenlanger Suche habe ich durch Zufall einen Hersteller gefunden, der mir die Scheibe 1 zu 1 noch einmal nachgebaut hat. Ich war überglücklich. Doch was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, der Einbau wird alles andere als leicht. 

Der Einbau war ein nervenzerreisender Kraftakt und wäre ohne drei starke Männer, die ordentlich Gewalt anwenden mussten, unmöglich gewesen. Der Einbau brauchte mehrere Versuche, doch die Jungs haben es schlussendlich geschafft.

Jetzt fehlte eigentlich nur noch ein großer Schritt, um das Wohnmobil wirklich zu 100 % abzudichten, sodass in Zukunft kein Wasserschaden mehr entstehen kann. Das Dach neu zu versiegeln, stand als Nächstes auf dem Plan. Hierbei haben wir uns nach mehreren Empfehlungen für einen zweischichtigen Anstrich mit Bootslack entschieden. So ging es ans reinigen, anschleifen, entfetten und streichen. Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Dank dem Bootslack sind jetzt auch feine Löcher oder Risse, die wir eventuell übersehen haben, auf jeden Fall verschlossen. 

Neben all den genannten Arbeiten habe ich mich auch noch an meiner ersten Rostentfernung versucht. Das Fahrzeug hatte rund um die Windschutzscheibe ein paar kleinere Roststellen, welche ich dank einer Anleitung auf YouTube und einem super Rostumwandler selbst umgewandelt und neu lackiert habe. Und auch das hat erstaunlich gut geklappt.

Kann man die Tür noch retten?

Zu guter letzt habe ich mich noch an eine Aufgabe gewagt, die doch auch mit der Dichtigkeit des Fahrzeuges zu tun hat. Die Reparatur der Wohnmobiltür. Die Eingangstür musste in der Vergangenheit mit dem Vorbesitzer einen Anfahrunfall miterleben und ist seither verzogen, an der Innenseite gebrochen und schließt dadurch auch nicht mehr richtig. Eine neue Tür anfertigen lassen für minimum €1500,- oder die alte reparieren für ca. €25,- Materialaufwand. Da war die Entscheidung für mich schnell klar. An einem Sonntag habe ich dieses Problem dann auch endgültig behoben.

Als Erstes habe ich ein kleines Stück Pappelsperrholz dem Verbinder, der die beide Teile der Tür miteinander verbindet, beigelegt, um die Verschiebung etwas auszugleichen. Danach habe ich damit begonnen, die Innenseite abzuschleifen und die Risse in der Tür mit UV-Gel (flüssigen Kunststoff der unter UV-Licht härtet) aufzufüllen und auszugleichen. Nach dem aushärten unter der UV-Lampe habe ich das Ganze glatt geschliffen und mit demselben Lack wie die Fensterrahmen neu lackiert. Nach dem Trocknen haben wir die Tür wieder eingehängt und die Scharniere etwas angepasst. Voila, sie schließt wieder, zumindest zu 98 % und das Ergebnis kann sich doch auch sehen lassen, oder?

Mit der Tür Reparatur endete dann auch die krasseste Zeit meines Wohnmobil Makeovers, denn das Fahrzeug ist jetzt endlich dicht und jetzt können wir uns ganz in Ruhe dem Innenraum widmen.

Was ich am Ende aber auf jeden Fall noch anmerken möchte, da ich die Frage regelmäßig gestellt bekomme. JA, ich würde mich definitiv immer wieder für einen Vintage Camper entscheiden, um diesen selbst zu restaurieren und ihm eine neue Chance zu geben. Die Verbundenheit, die man nach all der Arbeit und all den Tränen und Rückschlägen zu seinem Fahrzeug empfindet, ist sooo groß und ich freue mich riesig auf alle Abenteuer die wir gemeinsam erleben werden. Vansi <3

Verwendete Materialien:

• Multitool
• Spachtel
• Holzlatten 28×38 mm
• XPS Platten 30 mm
• Pappelsperrholz 4 mm
• UHU Montagekleber
• Dekalin Dichtmasse Dekaseal 8936
• Sika Caravankleber Sikaflex 554
• Caravan Unterbodenschutz
• Dichtband Teroson
• Sprühlack Würth RAL 9010 Reinweiß in Seidenmatt
• Insektenschutz-Netz
• Rostumwandler
• Bootslack RAL 9010 Weiß in Seidenmatt
• Fixverglasung Alkoven
• Dometic Dachfenster

Na, bist du gespannt, wie es mit Vansi´s Verwandlung weiter geht?
Verfolge jeden Schritt unserer Verwandlung auch gerne auf Instagram @tamarakarin_

*Beitrag enthält Affiliate Links
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